Welches Tool ist das richtige für mich? Articulate Storyline/Adobe Captivate oder Studio/Presenter

\"Storyline

Eine Anmerkung vorab: Hier geht es nicht um einen Vergleich der Stärken und Schwächen der Programme innerhalb der gleichen Kategorie.

In regelmäßigen Abständen tritt man an mich mit der Frage heran, ob ich eher Adobe Captivate oder Adobe Presenter empfehlen könnte. In genauso regelmäßigen Abständen taucht ebenfalls die Frage auch, ob ich eher Articulate Storyline oder Studio/Presenter empfehlen könnte.

Welches Tool soll ich für meine neues E-Learning verwenden?\“

Eine schnelle Antwort habe ich leider in den seltensten Fällen parat, denn hier kommt es vor allem auf den Einsatzzweck des jeweiligen E-Learnings an. Schauen wir zuerst einmal auf die unterschiedlichen Programmkategorien:

Rapid E-Learning Programme und \“PowerPoint-Veredler\“

a) Adobe Captivate und Articulate Storyline sind Rapid E-Learning-Programme, mit denen Sie ohne weitere Hilfsmittel fast jegliche Arten von Lernprogrammen erstellen können. Egal ob interaktive Lernprogramme mit explorativen Lernelementen, Softwaresimulationen oder Wissenstandsabfragen zu Zertifizierungszwecken; mit diesen beiden Programmen können Sie so ziemlich jedes gewünschte E-Learning Szenario abdecken.

\"Articulate

b) Adobe Presenter und Articulate Studio sind in erster Linie Programme zum \“Veredeln\“ von PowerPoints. Ja, mir ist auch bewusst, dass Adobe Presenter hervorragende Webcameinbindungsmöglichkeiten hat, und ich weiss ebenfalls nicht nur vom Hörensagen, dass Articulate Engage vielfältige Animationen bietet. Aber versuchen Sie einmal, ein vollständiges Lernprogramm nur mit Animationen und Quizfragen zu erzeugen. Ich bin mir sicher, dass Sie in den meisten Fällen an Ihre didaktischen Grenzen stoßen werden. Sie werden mir zustimmen, wenn ich sage: \“Ohne PowerPoint läuft nichts bei Presenter/Studio\“.

\"Adobe

Wann welches Tool verwenden?

Die Frage nach der Verwendung beantwortet sich oftmals durch die Organisationsstruktur der Firma, in der das Programm eingesetzt wird. Werfen wir einen Blick auf die unterschiedlichen Möglichkeiten:

Idealkonstellation

Sie erstellen alleine oder mit einem kleinen Team die Lernprogramme

Wenn es das Zeitbudget erlaubt, empfehle ich hier immer, zu Captivate/Storyline zu greifen, auch wenn Sie große PowerPoint-Kenntnisse vorzuweisen haben. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand:

a) Sie haben freie Gestaltungsmöglichkeiten und können (je nach Könnenstand) sich selbstständig Verzweigungen oder Interaktionsmöglichkeiten basteln

b) wenn Sie zuerst PowerPoint-Präsentationen erstellen und aus diesen das jeweilige Lernprogramm erstellen, ist es sehr schwer, sich von dem rein linearen Aufbaustrukturen zu lösen. Diese Strukturen kennen Sie alle: Eine Folie mit 4 Spiegelstrichen, einem Bild und einem \“Click here to continue\“-Button; auf der nächsten Folie sehen wir 7 Spiegelstriche und ein \“Click here to continue\“-Button….Ich glaube, Sie wissen, wie es weitergeht.
Wenn Sie bereits mit Focus auf Captivate/Storyline das Training konzipieren, dann fällt es Ihnen viel leichter, Interaktionen und ähnliches bereits bei der Grobkonzeption einzubauen.

Arbeit in Teams

Sie erstellen in einem großen Team die Lernprogramme und bekommen Content von teamexternen Kollegen

Hm, an der Stelle wird es mit den Empfehlungen immer schwierig. Denn eine Sache ist klar: Es können weltweit viel mehr Menschen mit PowerPoint umgehen als mit Captivate/Storyline. Dies kann sehr anstrengende Folgen haben. Ein ungenügend umgesetztes Rapid E-Learning zu einem zufriedenstellenden Training umzumodeln, das kann u.U genauso lange dauern, wie die Kompletterstellung. In diesem Falle müssen Sie abwägen: Müssen Sie das übergebene Material zum größten Teil noch technisch nachbessern, weil Buttons nicht funktionieren oder generelle Fehler wie leere Bildschirme oder ähnliches auftauchen? Dann wird es für Sie eine Zeitbudgetfrage. Besteht berechtigte Hoffnung, dass die Kollegen noch besser mit dem Tool umgehen können, weil z.b. eine interne Schulung angesetzt ist, dann haben Sie mit Captivate/Storyline noch ausbaufähige Kapazitäten. Wenn Sie jedoch mit stets neue Kollegen aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammenarbeiten müssen, dann könnte es für Sie die einfachere Wahl sein, mit dem wesentlich umgänglicheren Presenter/Studio zu arbeiten. In diesem Falle ist die Toolauswahl vom Entwicklungspotential abhängig. Wenn Sie jedoch täglich fehlerbehaftete Lernprogramme zum Abändern bekommen, kann das recht frustrierend wirken.

Sie erstellen in einem kleinen Team die Lernprogramme und bekommen den Content in großer Zahl von Teamexternen im PowerPoint-Format zugeschickt

Hier haben wir ein eine Verschärfung der vorhergehenden Situation. Besteht eine realistische Möglichkeit, dass Sie wirklich den Inhalt in Captivate/Storyline importieren und dort interaktiver gestalten können. Nicht vergessen, für eine komplette Überarbeitung benötigen Sie Zeit. Eine genaue Kennzahl kann ich Ihnen leider nicht geben, denn das ist vom übergebenen Material abhängig. Aber Sie machen keinen Fehler, wenn Sie pro bearbeitete Folie 30 Minuten Arbeitszeit einplanen. Das wird Ihnen jetzt enorm viel vorkommen, aber wenn Sie noch die grafische Anordnung verändern müssen, Triggers einbauen und testen, sind 30 min schnell verbraucht. (Zudem auch manchmal nicht alles auf den ersten Bauversuch klappen wird.)

\"Storyline

Wenn Sie oder Ihr Team nicht diese Zeitkapazitäten einbringen können, dann wird es eher unzufriedenstellend sein, wenn Sie entweder permanent in Produktionsverzug kommen oder zum Erreichen der Deadline regelmäßig nur \“halbgare\“ überarbeitete Versionen übergeben können. In so einem Falle kann ich Ihnen nur raten: Wählen Sie eines der Presenter-Programme aus. Das klingt zwar wie ein 1b-Lösung, aber das muss nicht so sein. Vielleicht sind die übergebenen PowerPoint-Dateien elaboriert und abwechslungsreich gestaltet. Dann können Sie auch mit der Presenter-Lösung viel Wissen zum Lerner transferieren. Gegebenenfalls sollten Sie dann die Autoren zum Erstellen von Quizzes animieren, die Sie dann mit der Presenter-Lösung nachbauen können, um mit Wissenstandsabfragen dem Lerner eine Selbsteinschätzung seines neu erworbenen Wissens zu ermöglichen.

Fazit:
Passen Sie Ihre Programmauswahl den Gegebenheiten Ihrer Lernumgebung an. Sie tun sich keinen Gefallen, wenn Sie sich eine übergroße Arbeitsbelastung aufhalsen, um mit tickender Uhr übergebene Dateien umzubauen. Natürlich werden sich bei Ihnen und Ihren Teamkollegen Lerneffekte und die damit verbundene Erhöhung des Produktionsausstosses einstellen, aber in Sachen Geschwindigkeit stößt jeder irgendwann an seine Grenzen.

Verwenden Sie meine Worte also wie eine Entscheidungshilfe und schätzen Sie Ihre Situation realistisch ein.

Falls Sie aber doch kein E-Learning-Autorentool benötigen, sondern direkte Unterstützung beim Erstellen von E-Learning – Kursen, kontaktieren Sie uns.

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