Der Nabel der geistigen Welt ist unmöglich zu finden; eigentlich ist es schon schwer genug, den geistigen Mittelpunkt in den jeweiligen Ländern zu finden. In Grossbritannien könnte man denken, dass der Fixpunkt in London liegt, aber mit etwas Geographierecherche findet man heraus, dass Oxford und Cambrigde nicht innerhalb der Gemarkung der Stadt Hauptstadt London liegen.
In Deutschland ist es auch nicht anders. Die Hauptstadt ist Berlin, aber der geistige Mittelpunkt des Landes liegt in….
Die E-Learning – Firma Carrot E-Leaarning hat ihren Sitz in Heidelberg, 80% der Firma haben einen engen Bezug zur ansässigen Ruprecht-Karls-Universität; ich vermute, Sie können meine Antwort vorausahnen.
Auch in den Niederlanden ist es ähnlich gelagert. Ein kulturelles Zentrum ist natürlich Amsterdam, aber der Quell des Wissens liegt in der südholländischen Stadt Leiden (ihres Zeichens Partnerstadt der englischen Universitätsstadt Oxford), und zwar in der 1587 gegründeten Universitätsbibliothek der dort ansässigen
Universität. Diese enthält 3,5 Millionen Medien.Um eine ungefähre Vorstellung zu haben. Mal angenommen, Sie lesen jeden Tag 4 Bücher – auch am Wochenende. Dann wären Sie nach sage-und-schreibe 2397 Jahre damit fertig, natürlich nur vorausgesetzt dass in der Zwischenzeit kein neues Exemplar erscheint.
Die pure Masse an Büchern ist natürlich kein Qualitätsmassstab für eine Bibliothek. Hier muss man aber bei der Universitätsbibliothek Leiden keine Abstriche machen.
Zwei besondere Punkte fallen bei der digitalen Bibliothek der Universität Leiden auf.
1.) Ein erfreulich grosser Open Access Bereich. Viele Publikationen der Universität werden im Internet zur Verfügung gestellt. Auf dieser Open Access Seite sind auch viele englischsprachige Titel von unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen abrufbar. So finden sich ein Aufsatz zu den Europa-Schriften von Novalis (von der philosophischen Fakultät) oder beispielsweise ein Aufsatz über die Gesetzgebung in Indonesien.
Was ist eigentlich Open Access?
Mit Open Access wird der freie Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und wissenschaftlich verwendbarer Materialien (wie z.B. digitalisierte Quellen Sammlungen).
Ich möchte hier nicht zu sehr mich in Definitionen und den damit verbundenen juristischen Fragen vertiefen. Bei Interesse sei auf den Aufsatz \“
Open Access – Grundlagen, internationale Vorgaben, rechtliche Umsetzbarkeit\“ von Marcus Hirschfelder aus dem Jahre 2009 verwiesen.
Dieser offene Bereich der Universität ist quasi eine Einladung zum Stöbern, denn gerade viele aktuelle Literatur wird nicht mehr in Buchversion aufgelegt.
2.) Besonderen Wert legt die Universität auch auf die Digitalisierung und Bereitstellung historische Skripte, Drucke und Bücher. So zählt die „Sammlung abendländischer Manuskripte“ (auf niederländisch: Westerse Manuscripten über 2500 mittelalterliche Dokumente, die auf alt- und mittelniederländisch gehalten sind. Der wahre kulturwissenschaftliche Schatz ist aber die digitalisierte orientalische Sammlung. Ein Sammlung, zum Teil zweisprachig (latein-niederländisch) illustrierte Werke mit Sammlungsbeginn im späten 16.Jahrhundert. Oder es sind die unter anderem die ersten Erfahrungen der holländischen Entdecker mit den Inselbewohnern des indischen Ozeans festgehalten.
Generell ist die Digitalisierung und digitaler Bereitstellung im Internet von alten Sammlungen kein Prozess, der innerhalb weniger Jahre von statten geht. So sind leider noch nicht alle Medien aus den reichhaltigen Sammlungen digitalisiert. Wer jedoch schon einen Einblick in den bisherigen digitalisierten Bestand der Universitätsbibliothek Leidens haben möchte, wird sicher nicht enttäuscht werden.