Casual Games, Serious Games und E-Learning – Wo liegen die Schnittpunkte?

Bereits Friedrich Schiller beschrieb in seinem Werk \“Ästhetische Erziehung\“ die Bedeutung des Spielens für den Menschen: \“[…] und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt\“. Was würde der Dichter erst schreiben, wenn er die heutige E-Games-Industrie kennen würde? Waren vor 10 Jahren noch Computerspiele der grosse Renner, sind heutzutage auch Spielekonsolen und Applikationen für mobile Endgeräte grosse Konkurrenten um Marktanteile auf dem Spielermarkt. Dieser Spielemarkt unterteilt sich in zwei verschiedene Richtungen. Einerseits werden die Spiele heutzutage immer elaborierter, detailreicher und aufwändiger, andererseits sind gerade die sogenannten Casual Games besonders populär.

Einschub: Was sind eigentlich Casual Games? Antwort: Casual Games sind sogenannte Gelegenheitsspiele. Der User kann ohne große Vorkenntnisse und Übung sofort mit Spielen anfangen und wird schnell Erfolgserlebnisse verbuchen. Als erstes Spiel dieses Genre gilt Solitaire aus der Windows 3.x-Serie. Große Plattformen wie z.B. Facebook oder Yahoo bieten in großem Stile diese Casual Games an.

Nun zeigt ein Blick auf die Spielecharts, egal ob PC oder Iphone, dass konkrete Lernprogramme hier nur sehr selten vertreten sind.
Lernspiele ordnet man der Gruppe der Serious Games zu. Im englischen gibt es hierfür eine nette Bezeichnung „games you have to play,” Der Lerninhalt eines Spiels ist verknüpft mit Ernsthaftigkeit.
Was können die Entwickler von Lernspielen von den Casual Games lernen, oder anders gefragt: Wie lässt sich der Spielspass der Casual Games mit Lerninhalten verknüpfen, ohne dass die Applikation zu einem reinen Serious Game mutiert? Heisst also Spiel, Spass, Spannung und Lernerfolg in einem.

Jetzt können Sie natürlich sagen. „Aber was ist mit Wer wird Millionär oder Trivial Pursuit Ablegern? Hier wird doch auch mit Ratespass etwas gelernt“ Dann kann ich ihnen leider nur bedingt recht geben. Diese Quizspiele sind zwar eine Wissensabfrage und verleiten zum Nachrecherchieren, aber ein konkreter Lernplan steht hier nicht dahinter.

  • Spielen bedeutet immer auch eine gewisse Herausforderung. Folglich sind Wissensstandabfragen für ein Lernspiel unverzichtbar, denn neben der Herausforderung kann auch hier der Ehrgeiz geweckt werden – ganz zu schweigen von den didaktischen Wert einer Wissenstandsabfrage. Aber – psst – das muss der User ja nicht wissen.
  • Der Inhalt eines Quiz muss thematisch geschlossen sein. Typische Quizspiele decken Fragegebiete von Chemie über Populärkultur und Geographie ab. Ein Quizspiel, das nachhaltig Informationen vermittelt, darf nur ein kleines Themengebiet behandeln. (z.B. Hamlet von Shakespeare) Nur auf diese Art und Weise lassen sich konkrete Wissenslücken aufzeigen und auch im Gerhirn miteinander verknüpfen.
  • Das Spiel darf die Antworten nicht im luftleeren Raum stehen lassen. Wichtig ist vor allem auch die Gesamteinbettung. Neben dem spielerischen Element sollte auch das Augenmerk auf eine kleine Informationsinsel gelegt werden. Denn an dieser Stelle werden die wichtigen Lerninhalte in komprimierter Form dargestellt. Hierbei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass der Spielspass nicht durch langatmige Erklärungen unterbrochen wird.
  • Lernspiele sollen nicht in den Wettstreit mit Hochglanzspielen treten. Ein Gelegenheitsspiel mit didaktisch aufbereitetem Wissen sollte durch seine Innovation und Wissensgehalt punkten, und nicht durch grafische Ablenkungen.
  • Der User sollte in diesen Lernspielen nicht unterfordert werden. Das Spielniveau sollte also anpassbar sein. Somit kann der User selbst bestimmen, auf welcher Wissensstufe er Informationen erhalten möchte.

Diese Erfolgsrezepte der Casual Games sollten zumindest teilweise in modernen Lernspielen verwirklicht werden. Denn eigentlich sind Spiele eine ideale Möglichkeit, um Wissen auf eine leichte und unbeschwerte Weise zu vermitteln; aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich niemals mehr über die Geographie der Karibik gerlernt habe, als in Sid Meier’s Pirates im Jahre 1990.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen