In meinen Schulungen beobachte ich immer wieder das gleiche Phänomen. Fast alle Teilnehmer finden Gefallen an Zeichentrickfiguren in E-Learnings. Adelaide aus Articulate Storyline oder auch Brady in Adobe Captivate wird überall mit einem Schmunzeln aufgenommen.
Wenn ich allerdings dann die Teilnehmer frage, ob sie eine Anwendungsmöglichkeit für die Cartoons/Characters in Ihrem nächsten E-Learning haben, dann wird es meist recht leise. Denn was in Schulungen ein gefälliger Spaß ist (oft genug werden die Zeichentrickfiguren mit liebevoll gestalteten Sprechblasen versehen), das muss in der täglichen Arbeit nicht gleich gut ankommen. Warum eigentlich?
Mit Zeichentrickfiguren verbindet mancher Lerner einen weniger seriösen Stil, denn es unterscheidet sich oft grundlegend vom generellen CI der jeweiligen Firma, die Sie auf vielen Firmen-PPTX-Dateien sehen können. Hier wird eine präzise Farb- und Bilderwelt vorgegeben, in welcher Zeichentrickfiguren schlichtweg keinen Platz haben.
Gibt es überhaupt Einsatzmöglichkeiten für Zeichentrickfiguren in einem E-Learning-Modul?
Natürlich gibt es Einsatzmöglichkeiten, denn Zeichentrickfiguren passen hervorragend in eine spielerische Abbildung der Wirklichkeit. Stellen Sie sich folgendes vor: Sie wollen ein Storyboard entwerfen, das eine Seminarsituation widerspiegelt. Überlegen Sie mal wie gekünstelt eine solche Sitution in detailgetreuen Bildern aussieht. Männer in Anzügen, die ähnlich einem Schüler die Hand heben, das kann unter Umständen eher angestrengt komisch wirken. Da wirkt eine gezeichnete Figur doch sehr viel angenehmer. Ausgenommen von einer gezeichneten Lernsituation gibt es weitere Argumente für Zeichentrickfiguren in einem E-Learning-Modul?
Positiver Eindruck vom E-Learning – Modul
Man kann sagen, was man will: Zeichentrickfiguren haben ihren eigenen Reiz. Sie wecken Kindheitserinnerungen, sei es von Comics oder von Werbefiguren, die in der Mehrzahl (hoffentlich) positiv belegt sind. Somit fällt es dem Lerner leicht, eine positive Verbindung zu den Figuren zu bekommen. Das weckt zusätzlich den Spieltrieb im Lerner. Wer möchte nicht der sympathischen Zeichentrickfigur helfen, eine Frage richtig zu beantworten? Also ist der Lerner dann voll und ganz mit dem Training verbunden. Bei Fotografien ist es eben oft wie im Leben: Nicht alle gezeigten Personen werden einem 100% sympathisch vorkommen. Mit Zeichentrickfiguren hat man dieses Problem nicht. Wer könnte ernsthaft etwas gegen Lurchi haben?
Gestalterische Integrierung in Lernwelt
Zeichentrickfiguren lassen sich einfach mit Sprechblasen und farbigen Einblendungen kombinieren. Ich persönlich finde es aus ästhetischen Gründen eher befremdlich, wenn ein Foto von einer Person mit einer Sprechblase versehen wird. Das ist jetzt keine wissenschaftlich fundierte Erkenntnis, sondern das Resultat meiner eigenen Nabelschau. Mich erinnert das eher an Abbildungen von Prominenten, denen mittels einer Sprechblase eine humorvolle Bemerkung „in den Mund gelegt“ wird.
Einfache Darstellung
Zugegeben, das ist eine schwierige Sache. Zeichentrickfiguren deuten an, daß etwas vereinfacht, vielleicht sogar kindgerecht dargestellt wird. Als Familienvater aber weiss ich: „Die große Kunst des Lehrens ist es, schwierige Dinge einfach und verständlich zu erklären.“
Glauben Sie mir nicht? Dann wagen Sie sich mal an ein Experiment. Formulieren Sie eine Antwort in Gedanken auf die Frage: „Warum ist das Meer blau, das Wasser im Eimer hat die Farbe des Eimers? Der Meeresboden ist aber gar nicht blau.“
Der Versuch einer Auflösung am Ende des Blogartikels.
Wenn also Zeichentrickfiguren Verständlichkeit suggerieren, dann ist es eigentlich ein Pluspunkt für die Verwendung.
Auswahl
Frei erhältliche Bildersets von Personen, die über Plattformen wie z.b. Pixelio bezogen werden, bieten meist keine vollständigen Bildersets an, die für ein E-Learning geeignet sind. Mit etwas Glück finden Sie vielleicht 5 Bilder von einer Person im gleichen Kontext. Das ist natürlich zuwenig für ein abwechslungreiches E-Learning. Aber auch bei einem erworbenen Bilderpaket „von der Stange“ sind die Auswahlmöglichkeiten beschränkt. Bilder von Presentern in einem E-Learning haben einen anderen Anspruch als beispielsweise Werbefotografien. Der Presenter muss in verschiedene Richtungen zeigen oder z.b. je nach Fragebeantwortung seine Mienenspiel ändern. Wenn Sie für Ihr nächstes E-Learning allerdings extra einen Fotografen beauchtragen wollen, der dann mit einem Modell die Bilder für Ihr E-Learning aufnimmt, dann sollten Sie sich auf deutlich höhere Kosten einstellen, denn diese Shootings und der Erwerb der Verwendungsrechte daran sind nicht gerade kostenneutral.
Besonders praktisch finde ich persönlich die Bilder aus der Articulate 360 Content Library. Mir gefallen nicht nur die Zeichentrickfiguren, auch die Fotos lassen sich hervorragend verwenden. Werfen Sie einen Blick auf einen Auszug der Auswahlmöglichkeiten der Photos:
Nachträgliche Veränderungen
Bei Fotografien sind Veränderungen nicht mehr möglich. Das stimmt zwar so nicht ganz hundertprozentig, weil sich mit Adobe Photoshop noch viel erreichen lässt, aber wenn sich herausstellt, daß das Hemd des Presenter die falsche Farbe hat, dann kann es sehr aufwändig werden, dies noch abzuändern. Wenn Sie Zeichntrickfiguren verwenden, kann ein Anruf beim Ersteller genügen und das grüne Hemd der Zeichentrickfigur ist recht schnell geändert. Kleiner Tip noch von mir: Wenn Sie kein Adobe Photoshop – Experte sind, sollten Sie das nachträgliche Einfärben von Kleidung nur in den seltensten Fällen machen. Die Ergebnisse sehen ansonsten eher ernüchternd aus.
Zusammenfassung:
Sie sehen, daß Zeichentrickfiguren in einem modernen E-Learning – Modul durchaus ihre Berechtigungen haben. Überall, wo Sie mit Vereinfachungen arbeiten wollen, oder vielleicht nachträgliche Veränderungen an den Figuren vornehmen wollen, sind Sie mit Zeichentrickfiguren oftmals auf einem guten Weg. Beweisen Sie mal etwas Mut, vielleicht lässt sich durch die gezeichneten Gesellen ein eher langatmiges Thema aufpeppen.
Auflösung der Frage: Sonnenlicht besteht aus Spektralfarben und dringt unter die Meeresoberfläche. Ab einer bestimmten Tiefe verlieren sich alle Farben und nur noch die Farbe „Blau“ bleibt übrig. Wäre der Wassereimer 50m tief, dann würde das Wasser im Eimer von oben gesehen auch blau erscheinen.
Wollen Sie mehr über E-Learning-Erstellung lesen? Besuchen Sie unsere Informationsseite.