Bei vielen E-Learning – Modulen steht vor der Produktion eine wichtige Frage im Raum, die jedes Mal wieder neu entschieden werden muss.
Benötigt das E-Learning – Modul ein begleitendes Audio oder geht es auch ohne?
Beleuchten wir zuerst:
die Probleme von Audios in E-Learning – Produktionen
Kosten
Die Produktion von hochwertigen Audiodateien ist stets ein Kostenfaktor. Aber versuchen Sie nicht, diesen Posten durch Eigenrecording zu ersetzen. Ohne entsprechende Sprechausbildung wird Ihre Aufzeichnung trotz bester Technik nicht die Qualität eines Profisprechers erreichen. Wenn im Budget keine professionelle Aufzeichnung eingeplant ist, verzichten Sie auf das Audio.
Potentielle Änderungen
Wenn die Aussage eines Satzes verändert werden soll, dann ist dies im Normalfall bei Folientexten schnell erledigt. Bei Audiodateien können Sie die Sätze nicht umstrukturieren. Es bleibt Ihnen nur eine Möglichkeit: Sie müssen eine Neuaufzeichnung machen lassen. Das erneute Engagieren desselben Sprechers erhöht nicht nur die Kosten, sondern es wird u.U. einige Tage dauern bis der Sprecher erneut zur Verfügung steht. D.h. bis die Änderung des E-Learning – Moduls erneut ins LMS hochgeladen wird, werden einige Arbeitstage vergehen.
Wenn die Änderungen erst nach einigen Monaten angestrebt werden, und der Sprecher nicht mehr zur Verfügung steht, stehen Sie vor einem richtigen Problem.
Lokalisierung
Alle Rapid E-Learning Tools, wie z.B. Articulate Storyline oder Adobe Captivate, verfügen über eine Lokalisierungsfunktion. Die Texte in der Zielsprache werden per Worddatei eingelesen und sind sofort im Modul verfügbar. Das Austauschen von Audiodateien im Programm ist kein allzu großer zeitlicher Aufwand. Die eigentlichen Schwierigkeiten beginnen mit der Neusynchronisierung von Bildschirminhalten und den Audiodateien in der Zielsprache. Unterschiedliche Sprechgeschwindigkeiten und andere Satzstellungen sorgen dafür, dass die Einblendungen nicht mehr 100% zeitgenau mit dem neuen Audio erscheinen. Die einzige Lösung in diesem Falle ist die Neuanpassung der Einblendungen und Animationen. Sorgen Sie für ein entsprechendes Zeitfenster zur Synchronisation.
Vorteile von Audios bei E-Learning – Produktionen
Audiodateien bieten auch wichtige Vorzüge:
Abwechslung
Werden in einem E-Learning – Modul keine Audios verwendet, tendieren Autoren dazu, die Informationen verstärkt in vollständigen Sätzen (anstelle von Auflistungen) unterzubringen. Dieser Vorgang ist nachvollziehbar, denn der Lerner kann mit einzelnen Bullet Points ohne weitere Erläuterungen meist wenig anfangen. Das Problem bei dieser Vorgehensweise ist jedoch, dass Folien (zwangläufig) sehr textlastig werden und folglich dem Lerner wenig Abwechslung bieten.
Synthese aus Bild und Ton
Das menschliche Gehirn ist in der Lage, Informationen aus Bild und Ton sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Der optische Eindruck von Texten und Grafiken wird ergänzt durch ein entsprechendes Audio. Mit dieser Methode sprechen Sie unterschiedliche Lerntypen (akustischer und visueller Lerntyp) an. Allerdings gibt es eine Sache zu beachten: Mit dem Vorlesen von bereits sichtbaren Texten sorgen Sie für Redundanz und langweilen im schlimmsten Fall den Lernenden.
Barrierefreiheit
Für LernerInnen mit starken visuellen Einschränkungen ist ein Audio das einzige Informationsmedium. Ansonsten bleibt diesen LernerInnen nur die Möglichkeit, einen Screen Reader zur Hilfe zu nehmen.
Fazit: Für die Verwendung von Audiodateien gibt es genügend Pro&Contra Argumente. Allerdings hilft bei Ihrer Entscheidungsfindung eine Differenzierung: Bei Softwaresimulationen ist ein begleitendes Audio nicht erforderlich, wenn Sie mit ausreichenden Texteinblendungen arbeiten. Für E-Learning Module zur Wissensvermittlung wie z.B. Sicherheitstrainings erscheint ein Sprecheraudio sinnvoll. Das Zusammenspiel zwischen Audio & Text verhindert, dass das Modul zu textlastig wird. Zudem empfinden viele Lerner eine menschliche Stimme als angenehm und auch motivierender bei der Wissensvermittlung als ein „stummes“ Training mit viel Text.