„Kann man dieses E-Learning – Modul auch barrierefrei bauen?“ So eine Frage gibt es in vielen Autorentoolschulungen zu beantworten. Aber eigentlich sollte sich diese Frage gar nicht stellen, denn wenn von Anfang an einige Dinge beachtet werden, dann werden Sie generell barrierearme Module bauen.
Warum Barrierefreiheit beim E-Learning?
Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Die Zahl der potentiellen aufnahmeeingeschränkten Menschen ist höher als man gemeinhin schätzt. Nach Angaben des Deutschen Gehörlosenbundes leben in Deutschland ca. 16 Millionen Schwerhörige und die Anzahl der Sehbehinderten schwankt zwischen 600 000 (statistisches Bundesamt) und 1,2 Millionen (WHO). Bei der Sehproblematik sind jedoch nicht die Personen inkludiert, die keine offizielle Sehbehinderung (Sehvermögen ≤ 30 %) haben. Wer beispielsweise kleine Buchstaben nicht mehr richtig lesen kann, wird von dieser Statistik nicht erfasst.
Sie sehen also, dass die Anzahl der Betroffenen deutlich höher ist, als man auf den ersten Blick denken könnte.
Untertitel einblenden
Das Einblenden von Untertitel erleichtert nicht nur Höreingeschränkten das Verständnis von Inhalten. Auch Lernern, deren Arbeitsplatz keinen Kopfhörer vorsieht, können dank Untertitel den gesprochenen Inhalten folgen. Die Untertitel helfen zusätzlich auch Nicht-Muttersprachlern, die durch Mitlesen einfacher den Inhalten folgen können. In den meisten Autorentools ist es technisch kein Problem, Untertitel einzufügen. Was allerdings viele Developer von der Verwendung von Untertitel abhält, ist der Aufwand bei der Erstellung. Sinnvoll aufgeteilte Untertitel sind ein deutlicher Mehraufwand.
Wenn das Zeitbudget keine Aufwände für Untertitel übriglässt, stellen Sie zumindest ein Dokument mit dem Sprechertext zur Verfügung.
Optik beim barrierefreien E-Learning
Bei einem barrierefreien Training muss auch die Darstellung farblich angepasst werden. Farbverläufe, Schattierungen und Hintergrundbilder sorgen einerseits für das beliebte Eye-Candy, aber erschweren es Lernern mit Seheinschränkungen, die Inhalte richtig zu erfassen. Sorgen Sie daher bei Texten für einen starken Kontrast und überlegen Sie bei Hintergrundbildern, ob das Bild wirklich einen didaktischen Mehrwert bietet oder ob es nur \“gut aussieht\“.
Zusätzlich sollten Sie die Schriftgröße nur in begründeten Ausnahmefällen verkleinern. Denken Sie daran, dass der Lerner die Texte bequem lesen können muss, ansonsten wird es schnell anstrengend. Schriftgrößen unter 10 sind ein echtes No-Go. Wenn Sie dem Lerner umfangreiche Informationen anbieten \“müssen\“, denken Sie über eine Extrafolie oder zumindest ein Pop-Up nach.
Tab-Reihenfolge
Probleme bei der Benutzung von nicht barrierefreien E-Learning – Modulen treten auch bei motorisch eingeschränkten Lernern auf.
Kleiner Exkurs: Beim CLC22 erklärte mir ein Gesprächspartner, dass es einen einfachen Test für eine erschwerte Benutzerführung geben würde. Ich solle einfach die Maus mit der linken Hand führen. Das würde simulieren, wie Navigation mit einem gebrochenen Arm erschwert wird. Es war übrigens demotivierend, wie umständlich und ungewohnt die Mausführung mit der „schwachen“ Hand war.
Deshalb erleichtern Sie es motorisch eingeschränkten Lernern, wenn Sie die Navigation mit der Tastatur erlauben. Pflegen Sie also die Reihenfolge der Elemente, die mit der TAB-Taste angesprochen werden. Jedes moderne Autorentool bietet diese Funktion an. Sorgen Sie hier für eine logische Reihenfolge. Wenn ein Bild oder ein Text keine interaktive Funktion haben, müssen diese Elemente nicht durch die TAB-Taste aktiviert werden. Lediglich die Navigation und die Interaktion sollen steuerbar sein; alles andere irritiert den Lerner.
Quizfragen
Hier stellt sich die Frage, ob man Barrierefreiheit oder moderne Quizfragen anwenden möchte. Drag&Drop-Fragen, oder Fragen, die mit einem Schieberegler oder anderen Hilfsmitteln erstellt werden, sind nicht barrierearm und können den Lerner vor Herausforderungen stellen. Wenn Sie barrierefreie Quizfragen einbauen, sollten Sie im Zweifelsfalle Single -/Multiple Choice – Fragen verwenden. Drag&Drop – Fragen können noch so innovativ erstellt sein; barrierefrei sind sie leider nicht.
Benötigen Sie mehr Informationen zur Barrierefreiheit in Ihren E-Learning – Modulen? Lassen Sie sich bei uns beraten.