Ziemlich genau 5 Jahre hatte es gedauert….so lange hatte Adobe sich Zeit gelassen mit der nächsten Version von Adobe Captivate. In den letzten anderthalb Jahren gab es einige verschwommene Screenshots von Adobe Captivate – Project Charm auf Veranstaltungen in den USA, aber es gab keine konkreten Hinweise zu einem Veröffentlichungsdatum. In diversen Foren kamen sogar die ersten Gerüchte auf, dass es kein neues Captivate mehr geben sollte. Vor 10 Jahren erschien beinahe jedes Jahr eine neue Version; sollte dieser Stillstand ein schlechtes Zeichen sein?
Neuerscheinung von Adobe Captivate
Umso erfreulicher war für mich die Email von Adobe vor einigen Wochen, die verkündete, dass es endlich eine neue Version gibt.
Laut Adobe war Adobe Captivate komplett neu programmiert worden; wenn das kein Grund für eine gewisse Spannung bei der Installation war. Der erste Anblick war zugegeben eine Überraschung. Hatte man sich jahrelang an die Menüführung gewöhnt, so erscheint die neue Version in einem neuen Gewande. Es sind viel weniger Funktionen und Buttons auf den ersten Blick sichtbar. Also begann zuerst die große Suche nach den verschwundenen Features. Nach einiger Zeit reifte die Erkenntnis: Viele vertraute Elemente, wie z.B. der Quizpool oder der PowerPoint-Import sind nicht in der neuen Version enthalten. Allerdings möchte Adobe im Laufe der Zeit diese Features einbauen.
Die Arbeit mit Adobe Captivate wirkt sehr unkompliziert. Man entscheidet sich für ein inhaltliches Element, das man einfügen möchte, und bekommt sofort verschiedene Designvorschläge.
Ein Praxisbeispiel:
Ein Text soll auf der Folie eingefügt werden. Man entscheidet sich in der Menüleiste für „Text“ und kann anschließend auswählen, ob man einen einspaltigen oder mehrspaltigen Eintrag haben möchte.
Sobald der Text eingefügt ist, kann man 10 verschiedene Anordnungspositionen auswählen und der komplette Eintrag ist theoretisch fertig.
Sicher kann man noch die Schriftformatierung ändern, aber der User hat nicht mehr die Möglichkeit, die Position beliebig zu verändern. Das gute alte „noch ein bisschen weiter hoch“ hat somit ausgedient. Bestimmt ein Vorteil zur schnellen Erstellung, aber es reduziert die individuellen Anpassungsmöglichkeiten. Sicherlich könnte man Workarounds mit Abstandserweiterung, Leerzeilen und transparenten Grafiken finden, aber das erscheint mir nicht die ideale Lösung.
Bei den Interaktionen verhält es sich ähnlich. Musste man in der Classic-Version sich noch Interaktionsmuster ausdenken, so kann man jetzt auf vorgefertigte Interaktionen zurückgreifen. Acht verschiedene Interaktionsmuster stehen insgesamt zur Verfügung. Diese Widgets können auch etwas angepasst werden, aber die Möglichkeit, diese Interaktion mit erweiterten Aktions-Skripten beliebig zu steuern, ist abhandengekommen.
Aber Adobe Captivate lässt die Advanced User nicht im Stich. Es können auch weiterhin Elemente mit „Interaktivität ein- und ausgeblendet“ und mit dem neuen Auswahlmenü geht es deutlich einfacher als bei der Classic-Version. Der User sieht sofort, welche Elemente interaktiv angesprochen werden und muss sich folglich nicht mehr ärgern, dass er versehentlich Text1 statt Text2 ausgeblendet hat.
Gerätevorschau
Das persönliche Highlight aber ist die erste Gerätevorschau mit einem mobilen Device. Die Fluid Boxen in der alten Version waren technisch sehr innovativ, aber drücken wir es so aus: Die Ergebnisse mit den Fluid Boxen waren nicht immer so, wie man als Anwender es sich gewünscht hätte. Dank der Vorlagen von Adobe Captivate sitzen die Elemente jetzt passgenau auf der Seite.
An das neue Infinite-Scroll-Prinzip müssen sich weniger die User, sondern eher die instructional Designer gewöhnen. All die ganzen Jahre wurde in der Adobe Captivate – Serie in Folien gerechnet; jetzt kann eine Folie inhaltlich bis ins Unendliche verlängert werden. Was wird sich hier durchsetzen? Werden zukünftig komplette Kapitel als eine große Folie dargestellt oder die Inhalte weiterhin auf Folien verteilt? Eine interessante Frage für die Zukunft.
Fazit zum neuen Adobe Captivate:
Das neue Adobe Captivate ist nicht mehr vergleichbar mit der Classic-Version aus dem Jahr 2019. Es ist einerseits bedauernswert, dass viele vertraute Funktionen verschwunden sind, aber andererseits hat die Reduzierung auch ihre Vorteile. Bei meinen Schulungen hatte ich auch festgestellt, dass es Features gab, die nur sehr selten verwendet worden. Die Folge davon war, dass das Programm immer umfangreicher und damit unübersichtlicher wurde. Bei der neuen Version werden Neueinsteiger in die Captivate-Serie sehr viel schneller ansprechende Ergebnisse erzielen. Alles in allem ein gelungener Relaunch der Serie, der Einsteigern hilft sich mit dem Programm zurechtzufinden und zugleich die Anpassungsoptionen für erfahrene User behalten hat.
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